Du gabst das Wort; wer mag es noch verwalten,
Mit Schwertesschärfe Licht und Trug zu nennen,
Und gleich den großen Sprechern zu entbrennen,
Die einst der Menschen Seelen rein gehalten?
Doch wird der Geist nur durch das Wort gestalten,
Die Ordnung gründend, die es darf benennen,
Das Böse zeichnend, dass es alle kennen,
Und die befrieden, die der Haß gespalten.
Es stirbt das Wort, so wie der Wipfel dorrt,
Da mächtig noch der Äste Wuchs gedeiht
Und krankes Mark ein üppig Leben birgt.
Es sterben, denen heilig war das Wort,
Am bitteren Abend ungenützter Zeit.
Es stirbt das Volk hin, das sein Wort verwirkt.
Quelle: Die Sonette – von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte –
Reinhold Schneider – Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten