Das Licht über der Tiefe
Hoch oben, Herr, in grenzenlosen Weiten,
Entfaltet sich Dein ungeteiltes Licht;
Tief unten, Herr, seh ich Dein Leuchten nicht,
Wenn in die Seele mir die Schatten gleiten.
Wohl hast Du Hohe aus den Lichtgebreiten
Herabgesendet, die Dein Glanz umflicht,
Ich aber trage meiner Zeit Gewicht
Und muss im Dunkeln mit den Mächten streiten.
Und nicht der Sieg, das bange Weh allein
Des Kreuzes ward mir auferlegt zu tragen,
Dem Himmel fern und näher den Dämonen.
O lass mir einst den gnadenvollen Schein,
Wenn in der Tiefe ich die Schlacht geschlagen,
Den Weg erhellen und im Herzen wohnen!
Quelle: Die Sonette – von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte – Reinhold Schneider
Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten