Eine Stimme aus dem Grabe
„Omnia vanitas! Alles ist Eitelkeit!“ Das Lob tut nicht wohl, die Verkennung nicht mehr wehe; alle Aufregung dieser Dinge wegen war eitel, nur das nicht, was ich von beiden in Ergebenheit und Demut Gott aufopferte. Jetzt hat sich der Wert dieser Dinge für mich sogar umgekehrt; denn auf Erden geerntetes Lob kann am Gerichtstage zum Gegenteil werden und ungerechte Verkennung zum Ruhme gereichen. „Fratres, qui gloriatur, in Domino glorietur! – Brüder, wer sich rühmt, der rühmte sich im Herrn!“ Welche Torheit, nicht einzig und allein Gottes Ehre und Ehre vor Gott zu suchen!
Vanitas! Alles ist vorüber. „Aeternitas! Ewigkeit!“ Der Baum ist gefallen, und wie er gefallen, bleib er liegen. Ich war Priester und Bischof, der Sachwalter Gottes auf Erden, und jetzt ist die Stunde der Rechenschaft über mich hereingebrochen. O ernste Stunde für jede Seele, noch viel ernster für einen Priester und Bischof! Wer muss nicht zittern vor ihr!! Der Richter ist gerecht, und ich bin ein Sünder, aber er ist auch barmherzig, und ich gehe ihm entgegen, indem ich mit Herz und Mund den katholischen Glauben bekenne, indem ich reumütig und vertrauensvoll das Kreuz umfasse, indem ich mich auf die Verheißungen, die Verdienste, die Gnaden meines Erlösers stütze.
„In te, Domine, speravit, non confundar in aeternum. Auf dich, o Herr, habe ich gehofft, ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden werden.“
Wenn ich auch auf den Himmel hoffe, einer schweren Zeit der Läuterung kann ich nicht entgehen. Allzuschnell meint man, dass ein Verstorbener der Hilfe nicht mehr bedürfe, allzubald ist ein Bischof vergessen.
„Miseremini mei, miseremini mei, saltem vor, amici mei! „Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner, wenigstens ihr, meine Freunde (Job).“
(Fortsetzung Bischof Augustinus Egger – III)
Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ – Hrsg.: DVCK e. V., Frankfurt am Main