Das Werk Mariens

Der Messias hätte durchaus wie Adam, mit voller Kraft und Schönheit, auf die Erde kommen können. Für seine Allmacht wäre nichts leichter gewesen. Er wählte jedoch nicht diesen Weg; er wollte von einer Jungfrau geboren werden.
Maria bildete seinen göttlichen Körper in ihrem unbefleckten Schoß. Sie nährte ihn, behütete ihn während seiner ersten Lebensjahre, behielt ihn lange Zeit in ihrer Nähe. Als dann die Stunde des äußersten Opfers schlug, stand sie unter dem Kreuz und brachte dem Vater zur Erlösung der Menschen mit blutender Seele den geliebten Sohn dar. Maria hat der Welt Jesus geschenkt.
Die erhabene Rolle der jungfräulichen Mutter ist damit aber noch nicht zu Ende. Dem Herrn ist es nicht genug, in der Grotte von Bethlehem geboren zu sein. Er will auch in jeder einzelnen Seele geboren werden: Wenn wir die heiligmachende Gnade erhalten, wird das Leben Jesu in uns geboren.
Der Herr wird aber nicht in unseren Herzen geboren, um gleich darauf wieder zu sterben; er will in uns wachsen und sich entwickeln. Wenn wir in der Tugend Fortschritte machen, nimmt das Leben Jesu in uns zu.
Nun ist aber gerade dieses geheimnisvolle Geborenwerden und Wachsen Christi in uns das Werk Mariens. Ein Katholik darf nicht den geringsten Zweifel daran hegen. Die Muttergottes teilt alle Gnaden aus, die der Heiland mit seinem kostbaren Blut für uns verdient hat. Alle Wohltaten des Himmels gehen durch ihre Hände. Das ist die einstimmige Lehre der katholischen Tradition.

(P. Thomas de Saint-Laurent, Die Jungfrau Maria)
 

 

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