„Natur in stiller Größe zerbricht oftmals unseren kleinen alltäglichen Maßstab und wirft ihn uns vor die Füße und bietet uns den ihrigen an. Daran gemessen, erscheinen viele Sorgen und Leiden als Kindereien. Natur löst uns aus dem Banne enger Denkart, ruft all unsere Kräfte zu großer Arbeit, zu festen Widerstand, dann wieder legt sie wie eine Mutter die Hand aufs Haupt und Herz und mahnt zur Ruhe, zum Gleichmut, zu sorglosen Vertrauen.
Diese beruhigende Kraft hat der Herr in sie gelegt durch seinen Hinweis auf die Lilien des Feldes und die Vögel des Himmels (Math. 6, 26), durch seine so ganz aus dem Leben und Weben der Natur abgezogene Vergleichung: Mit dem Reiche Gottes ist es, wie wenn ein Mensch Samen auf seinen Acker streut: er mag schlafen oder aufstehen, bei Tag und bei Nacht, der Samen keimt und sprosst auf, ohne daß er es wahrnimmt, denn die Erde bring von selbst Frucht, zuerst der Halm, dann die Ähre, dann as reife Korn. (Mk. 4, 26)
Das alles geht im Haushalt der Natur wie von selber und ohne Angst und Sorge und Jagen und Hetzen, wenn nur der Samen gut ist. – So wir auch leidensvolles Leben seine Frucht bringen: sei doch nicht so kummerhaft und sorgenschwer, lerne von der Natur, Ruhe und Stille im Wirken, Warten und Dulden!“ (Bischof v. Keppler)