An die Mutter des Herrn

Wenn ohne Trost dahin die Seelen schwinden

Und deines Sohnes mächtig Wort verweht,

So lässt du unser zagendes Gebet

Und unsere Schmerzen eine Heimat finden.

 

Du bist die Mutter auch der Scheu’n und Blinden,

Die nie zu dir und deinem Sohn gefleht;

Da durch ein Herz das Schwert der Liebe geht,

So muss es dich und deinen Sohn empfinden.

 

In tiefer Not wirst du Sein Reich erbauen;

Wenn sich Verlorne an die Mutter schmiegen,

So ist des Sohnes Herrlichkeit nicht fern.

 

Die Blinden dürfen gläubig aufwärts schauen,

Du wirst das Herz, das Antlitz übersiegen,

Und mit der Mutter finden wir den Herrn.

 

 

Quelle: Die Sonette – von Leben und Zeit,

dem Glauben und der Geschichte – Reinhold

Schneider – Verlag Jakob Hegner – Köln und

 

Olten